Deutsche Erfindungen prägen seit jeher die Welt. Der deutsche Ingenieur Carl Benz schuf das erste Auto, Physiker Albert Einstein formuliert die Relativitätstheorie und Chemiker Felix Hoffmann entdeckte mit Aspirin ein sehr gefragtes Kopfschmerzmittel. Der „Tag der Erfinder" am 09. November ehrt die Erfinderinnen und Erfinder der Bundesrepublik, ohne deren Einfallsreichtum ein Leben wie man es heute kennt wohl kaum möglich wäre. Wir stellen sieben deutsche Orte vor, an denen weitere bahnbrechende Erfindungen, kluge Alltagshelfer und leckere Entdeckungen das Licht der Welt erblickten.
Berlin-Charlottenburg: Siegeszug der Currywurst
Viele deutsche Städte beanspruchen die Erfindung der Currywurst für sich, doch eine Frau ist besonders eng mit dieser kulinarischen Entdeckung verknüpft: Herta Heuwer, eine Imbissbuden-Besitzerin aus Berlin-Charlottenburg, erfand aus Langeweile im September 1949 die kultige Mahlzeit. Sie mischte frisch geschnittene Paprika, Paprikapulver, Tomatenmark und verschiedene Gewürze zusammen. Die Soße namens "Chillup" wurde anschließend über eine gebratene und in Stücke geschnittene Brühwurst gegeben – der Startschuss für eine echte kulinarische Erfolgsgeschichte Made in Germany. Herta Heuwer verstarb 1999, das Rezept für ihre originale Currywurst-Soße hat sie nie weitergegeben. Seit 2003 ist am Standort ihres Imbisses (heute: Kantstraße 101) eine Gedenktafel für die Erfinderin der Currywurst aufgestellt. Fans der Brühwurst können in Berlin an Currywurst-Führungen teilnehmen und so Sightseeing und Geschmack miteinander verbinden.
Berlin-Charlottenburg: Schöne Haare dank flüssigem Shampoo
Ebenfalls in Charlottenburg wurde das erste Flüssig-Shampoo kreiert. Knapp 100 Jahre ist es her, dass Hans Schwarzkopf, Apotheker und Gründer der Marke Schwarzkopf, das noch heute beliebte Haarwaschmittel entwickelte. In seiner Drogeriewaren- und Parfümeriehandlung in der Passauer Straße verkaufte er 1927 erstmals das neuartige Produkt. Sechs Jahre später wurde mit „Onalkal“ das weltweit erste seifen- und alkalifreie Shampoo auf den Markt gebracht, der Vorreiter aller modernen Shampoos. Vor dieser Revolution im Beauty-Segment wurde mit Kernseife oder teuren Ölen dem Schmutz zu Leibe gerückt. Nun war es endlich möglich, sich schonend und kostengünstig die Haare zu reinigen. Nicht am Originalschauplatz in Berlin, sondern im Dresdner Hygiene-Museum können über 2.000 Objekte wie Puderdosen, Dauerwellengeräte oder Schminktische aus der Sammlung der Firma Schwarzkopf besichtigt werden.
Dresden: Endlich Sonntagskaffee ohne Kaffeesatz
Kaffee trinken ohne störenden Kaffeesatz – diese Idee trieb die in Dresden geborene Melitta Bentz um. So erfand sie 1908 den ersten Kaffeefilter. Dieser bestand anfangs aus einem Messingtopf, den sie mittels Löchern zu einem siebartigen Gefäß umbaute, und Löschpapier aus dem Schulheft ihres Sohnes. Als die Begeisterung im Freundes- und Familienkreis wuchs, ließ Melitta Bentz ihre Rundfilter mit vorgefertigtem Filterpapier 1908 patentieren. Bis 1934 wurden die Filter aus Aluminium oder emailliertem Blech hergestellt, abgelöst wurden sie von Porzellan oder Keramik-Filtern. Die „Erfindertour in Dresden mit Melitta Bentz“ zeigt neben klassischen Sightseeing-Punkten der sächsischen Hauptstadt weitere Orte des Erfindungsreichtums der Stadt.
Bonn: Keine Naschparty ohne Goldbären
Diese Bonner Erfindung macht bis heute die Welt ein wenig bunter: Hans Riegel, ein deutscher Unternehmer und Gründer des Süßwarenkonzerns Haribo, entwickelte 1922 die Goldbären. Die süße Nascherei aus Gelatine (früher Gummi arabicum), Zucker und Fruchtauszügen soll selbst von Kaiser Wilhelm II. aus dem niederländischen Exil als „Glanzstück der Weimarer Republik“ gelobt worden sein. Der Markenname setzt sich zusammen aus dem Erfindernamen und dem Standort: Ha(ns) Ri(egel) Bo(nn). Seit 1935 wird mit dem bekannten Slogan „Haribo macht Kinder froh“ geworben. Heutzutage ist der „Goldbär“ im Vergleich zu den ersten „Tanzbären“ ein wenig kleiner, dafür aber auch etwas voluminöser. Der Fabrikverkauf in Bonn bietet sich für Schleckermäuler an: Neben einer Candybar findet man unzählige internationale Naschereien für jeden Geschmack.
Bad Cannstatt in Baden-Württemberg: Eine Erfindung auf zwei Rädern
Nicht nur das Automobil, sondern auch das Motorrad hat seine Wurzeln in Deutschland: Der „Daimler-Reitwagen“ gilt als das erste Bike der Welt. Kreiert wurde es 1885 von Gottlieb Daimler und Wilhelm Maybach. In der Versuchswerkstatt in Bad Cannstatt, ein Stadtbezirk von Stuttgart, wurde das Fahrzeug mit dem Verbrennungsmotor gebaut. Es kam auf eine Höchstgeschwindigkeit von zwölf Stundenkilometern und bestand aus Holz und verstärkten Eisenplatten. 1895 erhielten Daimler und Maybach ein Patent auf ihren schnelllaufenden Benzinmotor, der auch „Standuhr“ genannt wird. 1903 wurde das original Fuhrwerk der beiden Tüftler bei einem Feuer zerstört. Ein Nachbau kann unter anderem im Stuttgarter Mercedes-Benz-Museum besichtigt werden. Die Versuchswerkstatt in Bad Cannstatt ist heute eine Gottlieb-Daimler-Gedächtnisstätte, das durch ein kleines Museum ergänzt wurde.
Frankfurt am Main: Die Kommunikationsrevolution
Auch wenn der Amerikaner Alexander Graham Bell als Erfinder des Telefons gilt, war es Philipp Reis, der die ersten Entwürfe für diese neue Kommunikationstechnik erstellte. Bereits 1859 gelang es ihm, Töne in elektrischen Strom zu verwandeln und an einer anderen Stelle als Schall wiederzugeben. Am 26. Oktober 1861 führte er den Prototyp seines Fernsprechers erstmals öffentlich zahlreichen Mitgliedern des Physikalischen Vereins in Frankfurt vor. Der erste Satz, der über eine 100 Meter Leitung übermittelt wurde, war: „Das Pferd frisst keinen Gurkensalat“. 1874 verstarb Philipp Reis. Alexander Graham Bell nahm sich den Entwürfen an und entwickelte sie weiter. 1876 meldete er den Telefonapparat zum Patent an. Interessierte können das 1919 erschaffene Philipp-Reis-Denkmal in der Eschenheimer Anlage in Frankfurt besichtigen oder besuchen das Philipp-Reis-Haus in Friedrichsdorf im Taunus, dass in dem ehemaligen Wohnhaus des Erfinders als Museum untergebracht ist und über sein Leben und Schaffen informiert. Zudem bietet das Frankfurter Museum für Kommunikation eine Online-Ausstellung über das Telefon und seinen Erfinder an.
München: Mit Bier zum ersten Lebensmittelgesetz der Welt
Deutschland ist die wohl bekannteste Biernation der Welt. Kein Wunder, gibt es hier doch rund 21.698 Biersorten und über 1.490 Brauereien. Auch wenn die Deutschen das Hopfengetränk per se nicht erfunden haben, wurde hier 1516 das „Reinheitsgebot“ ins Leben gerufen. Entwickelt wurde es von Herzog Wilhelm IV. aus Bayern. War es nicht unüblich, Ochsengalle, Bilsenkraut oder Eichenrinde unterzumischen, fanden nun lediglich Gerste, Hopfen und Wasser ihren Weg ins Bier. Es ist das weltweit erste Lebensmittelgesetz, das bis heute gültig ist. Die Rezeptur wurde im Lauf der Zeit nur um die Zutaten Hefe und Gerstenmalz erweitert. Im Münchner Bier- und Oktoberfestmuseum kann die Geschichte des Bieres, der Braukunst und der Bierkultur erkundet werden.